Kirche in Hundheim

Hundheim und die Grundsteinlegung für den Kirchenneubau 1892

Im Oktober 1992 wurde mit einer Feier in Hundheim daran erinnert, dass der Bau der Filialkirche im Ort 100 Jahre zuvor begonnen wurde. Ein Stein in der Längswand zur Straßenseite hin macht darauf aufmerksam: „Lapis Primarius“ (Grundstein) ist zwischen die 18 und die 92, also die entsprechende Jahreszahl, eingefügt.

Warum damals ein Kirchenneubau?

In vergangenen Jahrhunderten kam es in menschlichen Siedlungen häufiger zu Bränden mit schwerwiegenden Folgen, vor allem zur Vernichtung zahlreicher Gebäude. Ein Großbrand hatte am 6./7. September 1868 in Hundheim 22 Häuser, ebenso viele Scheunen und Stallungen, wie es im Lagerbuch der Pfarrei Bischofsdhron heißt, und die alte Filialkirche zerstört. Dabei waren auch die alten Glocken geschmolzen. Pastor Schilz hatte damals lediglich ein Ziborium, einen Messkelch und mehrere weniger wertvolle Paramente (Messgewänder usw.) retten können.Zwar erhielt man von der Versicherungsgesellschaft eine Entschädigung, aber die Summe von 7.325 Mark reichte natürlich nicht für einen Neubau aus. Das Geld wurde also zunächst bei der wenige Jahre vorher - 1858 - gegründeten Kreissparkasse verzinslich angelegt.

Bereits am 16. Oktober 1869 konnten zwei neue Glocken, die ihren Platz in einem niedrigen hölzernen Turm fanden, geweiht werden.

Auswirkungen des Kulturkampfes

Kirchengemeinde und Zivilgemeinden waren nun an einer neuen Kirche interessiert, beide wollten sich an den Kosten beteiligen. Durch außerplanmäßige Holzfällungen sollte über einen Sammelfonds der Gemeinde Geld für den Bau zusammenkommen. Nach einem Kostenvoranschlag des damaligen Kreisbaumeisters Köhler ging man 1875 von einem Bedarf von 42.000 Mark aus.

Trotz Widerspruchs gegen solch hohe Kosten wurde der Plan 1877 genehmigt; doch zunächst mussten weitere Gelder beschafft werden.

In den folgenden Jahren, der Hauptphase des sogenannten Kulturkampfes in der Ära Bismarck, waren nach einem neuen Gesetz (vom 14. März 1880) Zivilgemeinden nicht mehr zur Beteiligung an Kirchenbauten verpflichtet. Obwohl schließlich genügend Geld vorhanden war, versagte noch 1887 der Regierungspräsident die erforderliche Genehmigung.

Baubeginn 1892

Nach zahlreichen weiteren Auseinandersetzungen mit den Behörden wurde schließlich festgestellt, daß Geld der Zivilgemeinde zweckgebunden in den Sammelfonds gezahlt worden war, daß also eine Verpflichtung bestand, es für den Kirchenbau zu verwenden.

Und so konnte Pastor Johanny am 4. Juli 1892 den ersten Spatenstich „unter dem Jubel der Hundheimer“, wie er selbst im Lagerbuch notierte, durchführen. Innerhalb weniger Tage hatten die Hundheimer mit „wahrer Begeisterung“ das Fundament ausgehoben. Am Sonntag, dem 18. September 1892, erfolgte die feierliche Grundsteinlegung.

Bauvollendung und Einweihung 1893

Nachdem der trockene Sommer 1893 ein rasches Errichten des Rohbaus ermöglichte, kam es zum Einsturz des Gewölbes. Es gab jedoch keine Verletzten, der Schaden hielt sich in Grenzen, die Kosten von 900 Mark wurden zwischen Baufirma und Kirchengemeinde aufgeteilt. Schließlich konnte man bereits am 8. November 1893 die Einweihung feiern. So hatte Hundheim nach 25 Jahren wieder eine Kirche. Die Freude damals war allerdings getrübt, da vom Frühsommer 1892 bis zum Herbst 1983 allein in Hundheim etwa 140 Personen an Typhus erkrankten, mehrere starben. In der Schulchronik von Hundheim wird der unermüdliche Einsatz von Pastor Johanny bei der Betreuung der Erkrankten als besonders vorbildlich hervorgehoben. Johanny selbst hielt diese Erfahrung aus seiner Sicht im Lagerbuch der Pfarrei Bischofsdhron folgendermaßen fest: „Die kalte Wasserkur nach Pfarrer Kneipp hat sehr gute Dienste gethan. Selbst kleine Kinder von 3 und 4 Jahren, die anfangs nur mit Widerstreben der Wasserkur sich unterzogen hatten, riefen nachher, wenn die Fieberhitze kam: Mutter, in die Bütt’, in die Bütt’“!

Nach 1893

Bei der dann erfolgten Innenausstattung der Kirche kam es zu zahlreichen Opfern und Stiftungen vor allem der Hundheimer selbst, aber auch Fremde sowie ehemalige Hundheimer aus Amerika beteiligten sich an den weiteren Kosten.Hinweise darauf findet man u. a. noch an den beiden inzwischen auch fast hundert Jahre alten farbigen Fenstern mit der Darstellung des hl. Joseph links vom Altar und der hl. Agnes auf der rechten Seite.Bereits 1913 mußte nach Auskunft der Schulchronik der baufällig gewordene Turm niedergelegt werden und erst 1929 konnte ein neuer Turm errichtet werden.Im Oktober/November 1933 erfolgte eine Ausmalung der Kirche durch Humbert (Morbach) und Schabbach (Hundheim).In beiden Weltkriegen mussten Glocken abgegeben werden; heute hängen drei bei Mabilon (Saarburg) gegossene Glocken aus dem Jahre 1980 im damals erneuerten Glockenstuhl. Eine davon ist dem Kirchenpatron, dem hl. Rochus, geweiht und trägt die Inschrift: „Hl. Rochus - Patron von Hundheim - Bitte für uns“.

Filialort Hundheim

Seit alters ist das Dorf Hundheim der Pfarrei Bischofsdhron zugeordnet. Während andere Orte sich im Verlauf der Jahrhunderte von Bischofsdhron lösten und vielfach selbst Pfarrorte wurden, wie Morbach im Jahre 1834, ist Hundheim bis heute Filiale geblieben. Dies hatte beispielsweise zur Folge, daß die Toten auf dem Friedhof in Bischofsdhron beerdigt wurden. Erst 1935 ist ein ortseigener Friedhof in Hundheim eingerichtet worden.

Das Patronat der Filialkirche wechselte im Verlauf der Jahrhunderte. Bereits 1416 war ein Altar in der Hundheimer St.-Helena-Kapelle (nach de Lorenzi) der Jungfrau Maria und Allen Heiligen geweiht worden, während als Kirchen¬patron nicht nur der hl. Rochus, sondern mehrmals auch Alle Heiligen, zeitweise auch die hl. Magdalena (siehe Kunstdenkmäler des Kreises Bernkastel, Hans Vogts 1935) genannt wurden.

Es ist wohl nicht alltäglich, dass in einer solchen Situation eine Kirchengemeinde entscheidet, wann sie das Kirchweihfest, ihre Kirmes also, feiert. Von einer solchen Abstimmung in Hundheim am 02.06.1953 aber berichtet die Schulchronik. Seither wird die vorher im November begangene Dorfkirmes zu St. Rochus, also um den 16. August herum, gefeiert.

Entnommen aus Stefan Kritten (Hrsg. Gemeinde Morbach), Spurensuche - zwischen Hunolstein und Baldenau, November 1997