Die Bischofsdhroner Fatimakapelle

Wie für die Rapperather Mariensäule, so hat man auch in Bischofsdhron für eine Kapelle einen besonderen, außerhalb des Dorfes erhöht gelegenen Platz ausgewählt. Von hier aus, oberhalb der Straße nach Hundheim, hat man trotz eines kleinen Waldes einen recht guten Blick auf das Dhrontal und auf Bischofsdhron mit der St.-Paulinus-Kirche in der Dorfmitte.

Auch der Morbacher Maler Terwei nutzte vor dem Zweiten Weltkrieg diese Stelle, um seine Ansicht(en) von Bischofsdhron zu malen. Nicht umsonst wird dieses Fleckchen Erde „Malerwinkel“ genannt. Ein paar Schritte weiter aber steht nunmehr seit vierzig Jahren jene Kapelle, deren Entstehungsgeschichte ebenso ungewöhnlich wie beeindruckend ist. Auch hier mag das Marianische Jahr ein besonders geeigneter Zeitpunkt für die Fertigstellung und Einweihung, die im Marienmonat Mai, am 13. Mai 1954, erfolgte, gewesen sein, doch das Motiv für die Erbauung war ein ganz anderes.

Der Soldat Peter Weber (Jahrgang 1916) war zeitweise in Bischofsdhron einquartiert und lernte dort seine Frau kennen. Als er während des Krieges fern der Heimat war, gelobte er, nach der Heimkehr eine Kapelle zu errichten. Trotz schwerster Verwundung - beide Beine wurden ihm amputiert - kehrte er schließlich heim. Später nahm er selbst den Bau der Kapelle auf sich. Dabei hätte man sich sicher einen Platz denken können, der für das Heranschleppen der Baumaterialien leichter erreichbar gewesen wäre. Man könnte sich ferner geeignetere körperliche Voraussetzungen vorstellen, um den Bau durchzuführen. Zunächst die Angst und Sorge im Kriegsgeschehen, dann das harte persönliche Schicksal - und schließlich ein solches Werk! Welcher Mut, welche Kraft und welcher Glaube, die Peter Weber befähigten, in mühsamer Arbeit sich selbst, das Werkzeug und die Baumaterialien dorthin zu schleppen, zu graben und zu bauen, wo schließlich nach schwerer, zäher Arbeit diese Zeugnis eines dankbaren, gläubigen Menschen erstand.

Die Zeitungen berichteten damals ausführlich vor allem über die Einweihung der Kapelle, die eine Marienstatue, eine sogenannte „Fatima-Madonna“, erhielt und daher auch Fatimakapelle genannt wird. Im Türbogen steht die Jahreszahl 1954 und „Ave Maria“, eine im November 1991 angebrachte Tafel erinnert an Anlass und Erbauer der Kapelle. Wer mehr über die Einweihungsfeier erfahren möchte, kann darüber einiges in der „Chronik Bischofsdhron“ (1992; Seite 333-336) nachlesen.

Dort erfährt man auch, dass Peter Weber (+ 16. Juli 1987) sich danach auch an der Errichtung eines Kreuzweges zu dieser Kapelle beteiligte. Er selbst errichtete die Sockel aus Schiefersteinen. Die Sandsteinkreuze - mit den gleichen Gebetsformeln und Worten wie beim Rapperather Kreuzweg - fertigte der Morbacher Bildhauer Franz Höfle, Sohn des bereits genannten Rudolf Höfle.

Die feierliche Einsegnung erfolgte im Juni 1962. An der Seite der 5. Station wurde folgender Vermerk eingemeißelt: „Errichtet a. D. 1962 von P. Weber“. Die einzelnen Stationen befinden sich an der Seite eines Waldweges, der - gut begehbar - am Ausgang Bischofsdhrons von der Straße nach Wenigerath zur Kapelle führt und sich auch für Spaziergänge anbiete. Bei der Wartung des Kreuzweges sollte man darauf achten, daß man die Numerierung der Stationen später einmal in eine geeignetere, passendere Form bringt. Mit Kapelle und Kreuzweg besitzt Bischofsdhron neben der barocken Pfarrkirche eine weitere würdige Stätte seiner religiösen Dorfkultur.

Entnommen aus Stefan Kritten (Hrsg. Gemeinde Morbach), Spurensuche - zwischen Hunolstein und Baldenau, November 1997