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Lied zur Eröffnung GL 291, 1-3

Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht,
ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.
Kyrie eleison, sieh wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

Wollen wir Gott bitten, dass auf unsrer Fahrt
Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht.
Doch der Himmel sagt uns: Alles ist vollbracht.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

Liturgische Eröffnung

+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Jesus Christus, der gekommen ist, um den Menschen Heil und Trost zu schenken, sei mit euch!

Begrüßung

Liebe Christen,

ich grüße Sie heute am Gründonnerstag aus der Pfarrkirche St. Anna in Morbach in einer ganz besonders außergewöhnlichen Situation, die keiner von uns bisher so erlebt hat, und die wir uns vor wenigen Wochen noch nicht so hätten vorstellen können. Unser Alltag hat sich radikal geändert. In dieser Zeit sind wir alle zu einer großen Solidarität herausgefordert, die bedeutet, dass wir einander Nähe zeigen, indem wir Distanz halten. Das klingt in der Tat paradox, ist aber sehr hilfreich.

In diesem Jahr „bleibt uns nichts anderes übrig, als zu Hause zu bleiben“, wie es auch auf dem Fernsehbildschirm seit einigen Wochen zu lesen ist.

Darüber hinaus erlebe ich Christen, die Kraft, Mut und Zuversicht im Gebet finden und das auch an andere weitergeben. Kraft und Zuversicht wollen auch wir mit diesem Gottesdienst am Gründonnerstag zusprechen, denn mit dem heuti-gen Tag sind wir eingeladen, Jesus Christus in unserem Leben Wohn- und Hausrecht zu geben. Jesus feierte dieses häusliche Fest des Pascha beim Letzten Abendmahl und der ersten Heiligen Messe.

Und so wird das Haus auch heute zum Gottesdienstraum. Das Pascha wird zum Auftakt des Erlösungswerkes: In Brot und Wein ist Jesus Christus gegenwärtig, um bei uns zu bleiben! Wenn Christus das im Haus vollzieht, so geht es da nicht nur ans „Eingemachte“, vielmehr wird Christus und unser Glaube „ganz intim“. Wenn wir heute und in den kommenden Tagen auf unsere Häuser verwiesen sind, wird das nicht nur zur Frage, ob wir das glauben; vielmehr auch, ob wir bereit sind bei der häuslichen Feier seine bleibende und verwandelnde Nähe auch und überhaupt zuzulassen.

Wenn wir Ihm im Geist heute Abend in den Garten nach Getsemani folgen, wo Jesus sich in den Willen des Vaters, in seinen Todes-Gehorsam betend hineinbegibt – erfüllen wir seine Bitte, an seine Jünger und uns alle: Bleibt in mir – dann bleibe ich in euch! Bleibt bei mir! Und mit einem Satz vom Hl. Nikolaus von der Flüe kann man es heute nicht treffender formulieren:

Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir,
was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen dir.

Kyrie

Herr Jesus, du stehst am Ende deines irdischen Weges – Kyrie, eléison.
Du hast die Deinen geliebt bis zur Vollendung – Kyrie, eléison.
Herr Christus, Du selbst wirst das Paschalamm – Christe, eléison.
Du stiftest das Mahl des neuen und ewigen Bundes – Christe, eléison.
Herr Jesus, du begründest die Eucharistie der Kirche – Kyrie, eléison.
Du eröffnest das ewige Hochzeitsmahl – Kyrie, eléison.

Gloria GL 170,1+2

Allein Gott in der Höh sei Ehr 
und Dank für seine Gnade,
darum dass nun und nimmermehr
uns rühren kann kein Schade.
Ein Wohlgefallen Gott an uns hat;
nun ist groß Fried ohn Unterlass,
All Fehd hat nun ein Ende.

Wir loben, preisen, anbeten dich;
für deine Ehr wir danken,
dass du, Gott Vater, ewiglich
regierst ohn alles Wanken.
Ganz ungemessen ist deine Macht,
allzeit geschieht, was du bedacht.
Wohl uns solch eines Herren!

Tagesgebet

Allmächtiger, ewiger Gott,
am Abend vor seinem Leiden
hat dein geliebter Sohn der Kirche
das Opfer des Neuen und Ewigen Bundes anvertraut
und das Gastmahl seiner Liebe gestiftet.
Gib, dass wir aus diesem Geheimnis
die Fülle des Lebens und der Liebe empfangen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus unsern Herrn. Amen.

Lesung 1 Kor 11, 23-26

Lesung
            aus dem ersten Brief des Apostels Paulus 
            an die Gemeinde in Korínth.  

Schwestern und Brüder!
Wenn ich schon Anweisungen gebe:
Das kann ich nicht loben, 
        dass ihr nicht zu eurem Nutzen,
        sondern zu eurem Schaden zusammenkommt.
Wenn ihr euch versammelt,
        ist das kein Essen des Herrenmahls; 
denn jeder nimmt beim Essen
       sein eigenes Mahl vorweg
und dann hungert der eine,
       während der andere betrunken ist.
Könnt ihr denn nicht zu Hause essen und trinken?
Oder verachtet ihr die Kirche Gottes?
Wollt ihr jene demütigen,
       die nichts haben?
Was soll ich dazu sagen?
       Soll ich euch etwa loben?
In diesem Fall kann ich euch nicht loben.

Ich habe vom Herrn empfangen,
       was ich euch dann überliefert habe:

Jesus, der Herr,
     nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot,
sprach das Dankgebet,
brach das Brot
und sagte: Das ist mein Leib für euch.
Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch
und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut.
Tut dies, sooft ihr daraus trinkt,
       zu meinem Gedächtnis!

Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt,
      verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Wort des lebendigen Gottes!

Antwortgesang GL 393, 1+2

Nun lobet Gott im hohen Thron,
ihr Menschen aller Nation;
hoch preiset ihn mit Freudenschalle,
ihr Völker auf der Erde alle.

Denn sein Erbarmen, seine Gnad
er über uns gebreitet hat.
Es wird die Wahrheit unsres Herren
in Ewigkeit ohn Ende währen.

Ruf vor dem Evangelium GL 584, 9

Lob dir, Christus, König und Erlöser!

Evangelium  Joh 13, 1-15

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Es war vor dem Paschafest.
Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war,
        um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen.
Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren,
        liebte er sie bis zur Vollendung.

Es fand ein Mahl statt,
und der Teufel
        hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskáriot,
        schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern.
Jesus,
        der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte
        und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,
stand vom Mahl auf,  legte sein Gewand ab
und umgürtete sich mit einem Leinentuch.

Dann goss er Wasser in eine Schüssel
und begann, den Jüngern die Füße zu waschen
        und mit dem Leinentuch abzutrocknen,
        mit dem er umgürtet war.

Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm:
       Du, Herr, willst mir die Füße waschen?

Jesus sagte zu ihm:
Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht;
doch später wirst du es begreifen.

Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen!

Jesus erwiderte ihm:  Wenn ich dich nicht wasche,
      hast du keinen Anteil an mir.

Da sagte Simon Petrus zu ihm:
      Herr, dann nicht nur meine Füße,
      sondern auch die Hände und das Haupt. 

Jesus sagte zu ihm:
      Wer vom Bad kommt, ist ganz rein
       und braucht sich nur noch die Füße zu waschen.
Auch ihr seid rein,
aber nicht alle.
Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde;
darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.

Als er ihnen die Füße gewaschen,
       sein Gewand wieder angelegt
       und Platz genommen hatte,
       sagte er zu ihnen:
Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
Ihr sagt zu mir Meister und Herr,
und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es.
Wenn nun ich, der Herr und Meister,
      euch die Füße gewaschen habe,
      dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.
Ich habe euch ein Beispiel gegeben,
damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus!

Fürbitten

Jesus, unser Gott und Heiland, in einer Zeit der Belastung und der Unsicherheit für die ganze Welt kommen wir zu Dir und bitten Dich:

Für die Menschen, die mit dem Corona-Virus infiziert wurden und erkrankt sind.
Christus höre uns…

Für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind und sich mit großem Einsatz um die Kranken kümmern.
Christus höre uns….

Für die politisch Verantwortlichen in unserem Land und international, die Tag um Tag schwierige Entscheidungen für das Gemeinwohl treffen müssen.
Christus höre uns…

Für diejenigen, die Verantwortung für Handel und Wirtschaft tragen und für alle, die um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz bangen.
Christus höre uns…

Für die Menschen, die Angst haben, nun vergessen zu werden und für uns alle, die wir mit einer solchen Situation  noch nie konfrontiert waren.
Christus höre uns…

Herr, steh uns bei mit Deiner Macht, hilf uns, dass Verstand und Herz sich nicht voneinander trennen. Stärke unter uns den Geist des gegenseitigen Respekts, der Solidarität und der Sorge füreinander. Hilf, dass wir uns innerlich nicht voneinander entfernen.  Stärke in allen die Fantasie, um Wege zu finden, wie wir miteinander in Kontakt bleiben. Das erbitten wir von Christus, unsern Herrn. Amen.

Gabenbereitung GL 281, 1+3

Also sprach beim Abendmahle / Jesus als sein Testament: /
„Seid geeint und liebt euch alle, / dass mich diese Welt erkennt! /
Wie der Vater mich gesendet, / eins mit mir, wie ich mit euch, /
gehet hin, mein Werk vollendet, / eins zu sein in meinem Reich!

Ich bin euer Weg geworden, / der allein zum Heil euch führt, /
schloss euch auf des Himmels Pforten / und bin euch der Gute Hirt. /
Bleibt in dem, was ich verkündet, / was euch meine Kirche weist, /
dass die Liebe euch verbündet, / bleibt geeint in meinem Geist!

Gabengebet

Lebendiger Gott,
zu deinem Altar bringen wir Brot und Wein
als Frucht unserer Mühe und Arbeit.
Vertrauensvoll legen wir
unser ganzes Leben in deine Hände,
Erfolg, Hoffnung, aber auch die Tränen,
die stumme Klage, die Angst so vieler Menschen
und die Sorgen um Gesundheit und Existenz.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Präfation

(Messbuch)

Sanctus GL 798, 4

Heilig, heilig, dreimal heilig / bist du, Herr, Gott Sabaoth. /
Erd und Himmel dich lobpreisen / in der Höhe, großer Gott. /
Heilig, der in deinem Namen / zu uns kommt: Hosanna! Amen. /
Ihm sei Lob und Herrlichkeit, / Preis und Dank in Ewigkeit!

Zweites Hochgebet

(Messbuch)

Vater unser

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Friedensgruß

Liebe Christen! Immanuel Kant war ein deutscher Philosoph der Aufklärung und zählt zu den bedeutendsten Vertretern der abendländischen Philosophie. Er sagte einmal:
„Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft, er muss gestiftet werden und kommt nicht von selbst.“

Das heißt: Der Friede beginnt im eigenen Haus, in den Herzen eines jeden einzelnen. Daher sind wir eingeladen gemeinsam beten:
Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Sünden, auf unsere Fehler und Schwächen, auf unsere Unzulänglichkeiten und Versäumnisse, sondern auf den Glauben deiner Kirche und schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden. Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch.

Agnus Dei GL 282, 1-3

Beim letzten Abendmahle, / die Nacht vor seinem Tod,
nahm Jesus in dem Saale / Gott dankend Wein und Brot.

„Nehmt“, sprach er, „trinket, esset: / Das ist mein Fleisch, mein Blut,
damit ihr nie vergesset, / was meine Liebe tut.“

Dann ging er hin zu sterben / aus liebevollem Sinn, /
gab, Heil uns zu erwerben, / sich selbst zum Opfer hin.

Zur Kommunion

Stille

Meditation

„Doch er zog sich an einen einsamen Ort zurück, um zu beten". Dieser Vers kommt mir in den vergangenen Tagen oft in den Sinn. Jesus zieht sich freiwillig zurück, um zu beten. Vielen von uns ist diese Freiwilligkeit aktuell genommen. Wir alle müssen uns zurückziehen, weil staatliche Stellen es angeordnet haben, der gesunde Menschenverstand es nahelegt oder weil man zu einer Risikogruppe gehört.

Andere sagen: Ich habe Sehnsucht, Sehnsucht nach Sonne, Sehnsucht nach blauem Himmel, Sehnsucht nach Blumen, Sehnsucht nach Aufbruch und Sehnsucht nach guten Nachrichten. „Frühling, wo bist du?“, rufe ich in die Welt hinaus. „Wir brauchen dich, gerade jetzt!“ Du erweckst die Lebensgeister. Du schenkst Hoffnung. Du machst alles neu. Und selbst wenn es jetzt draußen schon wärmer geworden ist, die Sonne einen blendet und man die Winterjacke im Kleiderschrank verstauen kann, wird das Leben ruhiger sein als sonst, kein Frühlingserwachen wie in vergangenen Zeiten. Das Leben scheint still zu stehen, in diesen Tagen. Wir befinden uns in einer Pause. Eine Pause, um eine Herausforderung zu bewältigen, von der vor ein paar Monaten noch niemand etwas ahnen konnte. Und wir werden sie bewältigen. Da bin ich mir sicher, als Gesellschaft und als Gemeinschaft. Doch um das zu schaffen, brauchen wir den Frühling, nicht unbedingt den meteorologischen Frühling, sondern den Frühling als Gefühl, den Frühling als Hoffnungsbild. Den Frühling als Symbol dafür, dass nach jedem Winter, egal wie lange er andauert, das Leben wiedererwacht, die Blumen sprießen, die Vögel singen, die Freude sich einstellt, die Energie zunimmt und das Licht erstrahlt. Und ich bin ganz sicher, dass er kommt und dass wir irgendwann wieder in die Worte des weisen König Salomo einstimmen können: „Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist weg und dahin; die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turteltaube lässt sich hören in unserm Lande.“ Und wenn meine Wetter-App recht hat, dann ist die Chance nicht schlecht, dass Sie, liebe Christen, beim Hören dieser Worte von ein paar Sonnenstrahlen berührt werden.

Schlussgebet

Herr, Du Gott des Lebens,
Lass uns nie vergessen,
dass unser Leben ein zerbrechliches Geschenk ist
und dass im Leben so vieles unwichtig ist,
was oft so laut daherkommt.
Du allein bist Ursprung und Ziel von allem,
Du allein bist ewig, immer liebend.
Dein Heiliger Geist bewahre unsere Herzen in der Dankbarkeit
und lass uns dankbar sein für so vieles,
was wir ohne Krisenzeiten so schnell übersehen.
Deine Gegenwart vertreibt jede Furcht,
sie schenkt Zuversicht und macht unsere Herzen bereit,
offen und aufmerksam füreinander.
Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn.

Schlusswort

Liebe Christen! Solidarität bezeichnet eine Haltung der Verbundenheit und des Zusammenhalts. Wir verstehen darunter aber auch das Zusammenstehen von Menschen und des Aufeinander-Achtens. Versuchen wir jeden Tag dankbar zu sein, den wir gesund erleben dürfen und vergessen wir nie, dass unser Leben ein zerbrechliches Geschenk ist.

Bleiben Sie weiterhin wohl behütet!

Instrumentalmusik